Freitag, 31. Mai 2024

Entdecke die Stille des Atems

Stiller Atem: Eine persönliche Reise zur inneren Ruhe

Tägliches Üben

Schon seit Jahren praktiziere ich Pranayama. Pranayama ist eine altindische Lehre der Atemkontrolle. Praktisch mache ich Atemübungen. Ich setze mich in den Schneidersitz auf den Boden und beginne mit festen Atemübungen. Zur Zeit mache ich ein Minimalprogramm von drei Übungen à 5 Minuten. Also täglich 15 Minuten. Die Zeit schwankte in den Jahren zwischen 10 Minuten und einer Stunde. Ich mache mir Gedanken darüber, was mir wirklich wichtig ist, um mein Programm zu optimieren.

Dein Atem ist immer individuell

Ich erzählte hier schon einmal, wie ich zu dem Thema Atmen gekommen bin. Eine Geschichte vergaß ich. Wahrscheinlich mehr als eine. Aber diese Geschichte führte mich dahin, was wirklich wichtig für mich beim Atmen werden sollte. Also hier die Geschichte:

Als ich den Flughafen Hong Kong in China verlassen wollte, steckte mir eine der alten Damen einen Zettel zu. Da die Dame freundlich war, jedoch überhaupt kein Englisch konnte und in einem mir unverständlichen Kantonesisch auf mich einsprach, bedankte ich mich einfach bei ihr und ging weiter. Den Zettel las ich dann beim Verlassen des Flughafengebäudes: Breath and be happy. Auf Deutsch: Atme und sei glücklich.

Ich wusste eigentlich nicht, wie ich die Nachricht auffassen sollte. War ich ein typischer westlicher Tourist, die alle zugegebenermaßen "ein wenig" verkrampft waren, und vielleicht wurden solche Zettel standardmäßig am Flughafen an solche Personen verteilt? Von ehrenamtlich tätigen, netten, alten Damen?

Hong Kong wirkte auf mich in vielerlei Hinsicht mysteriös. Nicht alles konnte ich verstehen. Die wuselige Stadt selbst war aber sehr futuristisch und schön.

Als ich mich dann Jahre später für das Atmen interessierte, hörte ich auch die Meinung eines Chinesen dazu. Er sagte: "Mache diese Übungen so. Wenn du dich selber atmen hörst, dann werde leiser. So leise, dass du deinen Atem nicht mehr hörst. So ist das dann richtig. Du wirst es selber sehen oder spüren." - Tatsächlich schien es mir vernünftig, die Übungen so zu machen. Leiser atmen. Ich bekam ein Gefühl davon, dass Atmen Energien bewegt. Die Übungen machten mich glücklich. Ich war in eine Wolke von Positivität eingetaucht. Breath and be happy. Das war mit dem Zettel gemeint. Danke, alte, freundliche Hong-Kong-Dame.

Unterschiedliche Philosophien

Natürlich ist meine Auffassung über Atmen nicht die einzige. Ich merkte, dass in der westlichen Kultur zunehmend Atemübungen mehr Beachtung fanden. Breathwork - so die charakteristische Bezeichnung. Bedeutet: Atemarbeit. - Im Westen wird alles als Arbeit gesehen. Lustigerweise merkt man das bei solchen Übungen. Mit voller Wucht wird eingeatmet und mit einem tiefen Seufzen ausgeatmet. Idealerweise machst du diese Übungen ohne Oberhemd. Mit nacktem Oberkörper und angespannter Muskulatur. Maskulinität wie im Fitnessstudio. Das Atemhalten geht dann auch recht sportlich mehrere Minuten. Die Wim Hof Methode ist wohl der Archetyp dieser Breathwork-Kultur. Die asiatische Mentalität geht genau anders herum, still und leise glücklich zu sein, ohne mit dem aufzufallen, was man tut.

Die Wim Hof Methode reihe ich persönlich unter den Powerbreathwork-Methoden ein. Wegen dem langen Atemhalten. Es macht sicherlich Spaß, wenn man es schafft. Achtung, jetzt ein Witz: Aber im Grunde ist der Mechanismus genau derselbe wie beim autoerotischen Unfall. Also die Leute, die sich halbnackt im Schrank aufhängen und manchmal deswegen in der Forensik landen. Als Untersuchungsobjekt.

Luftanhalten kann durchaus einen Kick geben. Das ist weder gut noch schlecht. Die Wim Hof Methode hat auch das Eisbaden im Programm. Mir war es immer schleierhaft, wie man eine Badewanne täglich voll mit Eiswürfeln füllen kann. Also finanziell war mir das nie klar. Den guten, alten Kneipp mit seinem Barfußlaufen im Schnee kenne ich auch noch. Das ist empfehlenswert und macht, wenn man einmal draußen im Garten ist, auch Spaß.

Breathwork wird gerne mit anderen Methoden vermischt und immer neu als Marke herausgebracht. Oft mit gutem Marketing. Da ist es sinnvoll, auch eine kritische Kompetenz zu entwickeln. Atmen ist weit älter als die Menschheit. Du musst im Grunde nur erkennen, dass der Atem ein Weg zu dir selbst ist. Ob nun "Fitnessstudio-Schneemann-Breathwork" oder ein "alte Frauen-Pranayama" östlicher Prägung, ist dann auch nur Ausdruck deiner selbst. Und dieser Ausdruck ist im steten Wandel mit einem selbst - und Humor gehört auch immer dazu.

Warum schreibe ich das?

Ich höre zu dem Thema Atmung gerne zwei Podcasts. Einmal Atempause mit Timo Niesner und dann Der Atemcode mit Dr. Matthias Wittfoth. Beide Podcasts erwähnen nie das stille Atmen, so wie es mir gezeigt worden ist. Deshalb schreibe ich darüber einen Blogbeitrag. Der Atemcode ist immer sehr Wim Hof lastig, während die Atempause versucht, umfassender an das Thema heranzugehen. Aber eben aus einer westlichen Perspektive heraus. Die ist physiologisch, aber nicht spirituell. Weitere gute Quellen für Breathwork im Internet sind Breathwork Beats via YouTube Kanal und Breathe with Sandy via YouTube und Webseite. Wer einen kostenfreien klassischen Pranayamakurs besuchen will, kann das bei Refeel Yoga machen: YouTube und Webseite.

Fazit

Atmen ist eine individuelle Reise. Ob du dich für das kraftvolle und intensive Breathwork oder das stille und leise Pranayama entscheidest, hängt von deinen persönlichen Vorlieben und Zielen ab. Wichtig ist, dass du deinen eigenen Weg findest und dabei den Humor und die Leichtigkeit nicht verlierst. Atme und sei glücklich – diese einfache Weisheit kann dir helfen, inmitten des hektischen Alltags Ruhe und Zufriedenheit zu finden.

Kolumne 2500 Wörter in einer Stunde, Teil 3

"Disziplin ist eine Lüge der Mittelmäßigen" Die harten Sätze bleiben im Leben oft hängen, oder in biblischen Worten gesagt: d...