Samstag, 28. Juni 2025

Kolumne 2500 Wörter in einer Stunde, Teil 3

  • "Disziplin ist eine Lüge der Mittelmäßigen"

Die harten Sätze bleiben im Leben oft hängen, oder in biblischen Worten gesagt: der Eifer bringt den Toren um. In den ersten beiden Teilen meiner Kolumne (am Ende des heutigen Artikels verlinkt) erzähle ich, warum du nicht in diese Falle tappen solltest. Denn auf einen Weg zum Ziel wird genau das dir immer erzählt werden. Streng dich an, dann klappt es auch. Das Problem ist, dass eigene zu hohe Erwartungen oft in eine unbewusste Subversion führen, die dann in einen Zustand endet, der heute gerne Prokrastination genannt wird. Wie viele Autoren, die es geschafft haben, verdienen nicht einen Cent und am Ende noch nicht einmal ein Dankeschön? Die größten Künstler werden erst posthum, nach ihrem Tode, geboren oder entdeckt. Deshalb lohnt es sich nicht für andere oder seine eigenen Erwartungen zu schreiben. Es muss Spaß machen. Disziplin ohne Freude ist wie ein Motor ohne Benzin – er brummt kurz und stirbt dann leise. Wer nur für Algorithmen schreibt, landet im digitalen Nirwana – wer für sich schreibt, bleibt unsterblich. Das Schöne ist: Du erlebst die Geschichten, die du schreibst selber. Das ist viel intensiver als die Geschichten anderer zu lesen. Aber natürlich muss man dazu in einen aktiven Zustand kommen. Schreiben beginnt mit dem ersten Buchstaben. Und endet? Wenn du den letzten gefunden hast. Tägliches Schreiben ist deshalb lohnenswert. Aber auch hier lohnt ein Perspektivwechsel. Was meine ich damit? Konzentriere dich auch darauf womit du schreibst. Warum du schreibst. Denn schreiben kann auch in vielen anderen Perspektiven einen guten Sinn machen. Gesprächsprotokolle können dir zu mehr Erfolg in der Arbeit verhelfen. Das verändert dein komplettes Image. Du bist der, der alles aufschreibt. Mache Stichpunkte zu allem. Mindmaps. Mehr Produktivität. Du weißt eigentlich immer etwas mit dir anzufangen. Fange an dich für Software zu interessieren. Schreiben ist das eine. Ein anderes mittels Software schnell zu edieren. Dinge neu zusammenzustellen. Interessiere dich für Drucklayouts. Was unterscheidet eine gute PDF von einer schlechten. Wie leidet der Text darunter?

Schaffst du 2500 Wörter in einer Stunde zu schreiben ist das toll. Aber wie edierst du, ohne die Lust zu verlieren?

Klasse versus Masse

Natürlich ist es nicht ratsam in einer Stunde einen Text herunterzuschreiben, der voller Fehler ist. Das Korrigieren dauert dann nur um so länger. Natürlich helfen einem hier Rechtschreibprüfprogramme, die fast jeder Editor heutzutage hat. Man kann das ganze auch von einer AI übernehmen lassen. Sie schreiben aber gerne dann den ganzen Text so um, dass jede sprachliche Eigenheit aus dem Text verschwindet. Also auch das kann sehr zeitaufwändig werden. Insgesamt kann das Redigieren des Textes eine größere, zeitliche Aufgabe werden, als das Schreiben. Deshalb versuche ich vom Anfang an konzentriert zu schreiben. Vorher Stichpunkte zu dem, was ich schreiben will oder besser: eine => Mindmap machen das Schreiben sehr viel einfacher.

Ich versuche Absätze ohne Rechtschreib- und Kommafehler zu schreiben - auch wenn ich den Text später vollkommen umschreibe oder verwerfe. Das können Textbausteine werden, die schon einmal korrekt sind. Das erfordert Konzentration. 2500 Wörter pro Stunde zu schreiben, kostet auf jeden Fall Konzentration und Kraft. Gerade fiktionale Texte, die ich unter "meine Novelle" anordnete oder die => Stream of Consciousness Beiträge im Blog kosten eine Menge Kraft.

Am Ende des Schreibens fühle ich mich ausgelaugt und trotzdem brennt noch etwas in mir. Ich kann nicht aufhören. Hier und da noch feilen. Vielleicht etwas noch auf eine andere Art sagen? Das Schöne am fiktionalen Schreiben ist, es ist sehr viel intensiver als solche Geschichten nur zu lesen. Alles in diesen Geschichten wird beim Schreiben zu einer tiefen Realität.

Prokrastination

Ach so: Das beste Mittel gegen Schreibblockaden ist, einfach damit anzufangen, einen alten Text noch einmal durchzulesen und zu beginnen, ihn zu verbessern. Das ist ein Trick, die Prokrastination einmal für etwas Produktives einzusetzen. Prokrastination ist für mich nicht einfach Faulheit, sondern eine Form des Ehrgeiz, die im alltäglichen Leben völlig ausgebrannt wurde. Eigene Erwartungen, die einer nicht erfüllen kann, werden zum Selbsthass. Die beste Prokrastination ist die, die dich am Ende doch noch produktiv macht – korrigier einfach einen alten Text und schon fließen die Ideen.

Ja, eigentlich willst du gerne dies und das machen, besser werden. Aber da zieht einem das Unbewusste den Teppich unter den Füßen weg. Wenn ich also nichts mit mir selber anzufangen weiß - was völlig in Ordnung ist - dann fange ich an, Texte zu korrigieren. Daraus entstehen dann immer größere Texte mit einer interessanteren Tiefe. Für mich ist das die bessere Methode, als jeden Tag zu selben Zeit (Disziplin) sich hinzusetzen und anzufangen, etwas neues schreiben zu wollen. Hab ich gemacht. Aber der Anspruch das Neue dann auch abzuschließen, war zu groß für mich. Besser ist einfach mal anzufangen. Und auch offen zu sein für andere Perspektiven: in wie weit ist klassisches Schreiben noch zeitgemäß? Wo schreibe ich? Will ich Social-Media-Plattformen reich machen und sie meine Texte verwerten lassen, oder schreibe ich für mich oder lagere Texte einfach auf meiner Festplatte? Um dann später eine nette Datei daraus zu machen? Neue Perspektiven erzeugen neue Horizonte.

Was aber tun, wenn alles stockt? Kein Flowfeeling? Gegen Prokrastination hilft vor allem (jetzt der ultimative Life-Hack): einfach alle elektrischen Geräte aus der Hand zu nehmen und dann 10 Minuten bewusst nichts zu machen. Das kann bei vielen so dramatisch langweilig werden, dass sie sich dann nach sinnvollen Tätigkeiten umschauen, die sie nach den 10 Minuten Pause dann gerne und bewusst machen. Aber auch den Schreibstau als etwas positive Willkommen zu heißen. Seine Grenzen kennen, ist wichtig. Auch positiv sie erfahren zu haben. Erst wenn einer seine Grenzen achtet, aber er sie dann auch überschreiten. Das Schreiben kann so eine interessante Erfahrung werden. Ich vergleiche es gerne mit dem Malen. Malt einer, um ein Bild zu haben, oder weil er den Prozess des Entstehens mag?

Ein weiteres Mittel gegen Prokrastination ist für mich ein handschriftliches Notizbuch, in dem ich die wichtigen Aufgaben a) aufschreibe und nach Erledigen b) abhake. Das Abhaken ist mit einem guten Gefühl verbunden. Denn passiert das nicht, muss ich die nicht erledigten Aufgaben handschriftlich für den nächsten Tag noch einmal aufschreiben. So mein Setting. Das führt dazu besser alles abhaken zu können. Da nützt einem die eigene Faulheit. Gib der Faulheit ein System, dann arbeitet sie für dich, nicht gegen dich. Aber auch die Wichtigkeit der Aufgabe ständig zu ermessen. Ist das wirklich wichtig? Wenn ja, und es klappt nicht, sie zu erledigen, sie dann auf ein realistischeres Ziel herunterzubrechen. So arbeite ich aktiv mit meiner Zeit und den Anforderungen, die ich an sie stelle. Versuche weg von dem Du-Musst-Denken zu kommen. Anstelle dessen ein Ich-Will-Denken.

Warum ein handschriftliches Notizbuch? Mit digitalen Notizbüchern habe ich die Erfahrung, dass ich früher oder später Meister darin werde, die Termine dann nach hinten zu verschieben. Sehr viel leichter betrüge ich mich so selbst. Beim handschriftlichen Notizbuch geht das nicht. Da muss ich die Aufgabe noch einmal aufschreiben. Das hat ein wenig mit Mühe und Anstrengungen zu tun. Wer will schon jeden Tag mehr Schreibarbeit verrichten müssen? Ich nutze so die Faulheit in mir gekonnt zur Produktivitätssteigerung. Das ist der eigentliche Trick. Ich kann ein handschriftliches Notizbuch auch für andere Notizen, eigentlich für alles, benutzen.

Also auch Einfälle schreibe ich in diesem auf. Einfach alles, was anfällt. Geheimtipp: Benutze Füllfederhalter. Schreibt sich wirklich elegant damit und macht Spaß. Digitale Apps habe ich am Anfang wirklich selber exzessiv benutzt. Bis ich das mit dem Sich-Selber-Betrügen auffiel. Auch ging es immer darum ein Notizbuch nach dem => Zettelkastenprinzip zu führen. Mir persönlich geht es aber nicht um umfangreiche Literaturzitate, sondern Ideen, über die ich schreiben kann. Der Selbstanspruch an mich war da - mit dieser YouTube-Mode - wieder überdimensioniert. Das klappt nicht im Leben. Ich schreibe das aber, damit jeder sich selber anhand der => Schlagwörter kundig machen kann und das eine oder andere ausprobiert.

Recherche

Viele wollen einfach nur Dinge aufschreiben, von denen sie denken, dass es andere interessieren würde. Also weniger Selbstverwirklichung. Diese Texte sind entspannter zu schreiben. Müssen aber gut geplant werden. Hier das Konzept => Mindmapping erwähnt. Interessiere dich für Mindmapping und praktiziere es eine Zeit lang. Buchtipp: "Das Mind-Map Buch" von Tony und Barry Buzan. Ein anderes Konzept ist das => Bullet Point Journal. Buchtipp: "The Bullet Journal Method" von Ryder Carroll. Auch hier: Interessiere dich für das Führen eines Notizbuches und praktiziere es eine Zeit lang. Es gibt auch Programme wie zB => Obsidian, die das Notizenerstellen sehr vereinfachen. Meine Erfahrung ist aber: es ist dann recht einfach und produziert rasch einen Berg von Notizen, die dann später nicht genutzt werden können. Also Notizen so kurz wie möglich und in eigenen Worten. Ein anderes wäre eine Zitatsammlung.

Natürlich ist es auch eine schöne Vorstellung auf einem virtuellen Berg aus Information zu sitzen, der irgendwann einmal nützlich sein könnte. Irgendwann ist nie heute. Hast du eine schöne Mindmap zu einem Thema, kannst du sie einfach und bequem niederschreiben. Das selbe gilt für ein gutes Notizbuch. Da wird die eigentliche Arbeit geleistet. Beim Schreiben fallen einem dann die reifen Trauben in den Schoß.

Es ist also naiv anzunehmen, schaffe ich 2500 Wörter in der Stunde, schaffe ich 5 Novellen in einem Jahr und dann werde ich ein so genannter 5-Figure-Author. Das ist ein US-englischer Ausdruck. Die 5 Figuren stehen für einen 5-stelligen Betrag, den ein Autor im Jahr mit seiner Arbeit umsetzt. Im Prinzip kann es so einfach sein, praktisch muss eine Form des Notierens von Ideen und die Verwaltung der Ideen gepflegt werden. Meines Erachtens ist das die eigentliche Arbeit.

Hausaufgabe zum nächsten Teil: Recherchiere alle Begriffe, die mit => gekennzeichnet sind. Fange an in deinem Notizbuch alltägliche Notizen zu machen. Einkaufsliste, TODO-Liste. Mache dir darüber Gedanken wie der Vorsatz schreiben zu wollen das gesamte Leben verändert.

Willst Du mehr lesen? Schau Dir den ersten Teil der Kolumne an, zweiten Teil der Kolumne an.

Samstag, 21. Juni 2025

Kolumne: 2500 Wörter in einer Stunde, Teil 2

Eine philosophische Betrachtung: Viele Dinge, die ich mir vornehme, entsprechen einem Ding der Nicht-Nötigkeit. Ist es notwendig, um 5 a.m. aufzustehen? Ich es notwendig, 30 Minuten einen Workout pro Tag zu machen? So auch beim Schreiben: ist es überhaupt notwendig jeden Tag 2500 Wörter zu schreiben? Wofür? Diese Fragen muss man beantworten. Geschieht das nicht, beantwortet das Unbewusste einem diese Frage durch passive Aggression: keine Lust nach ein paar Anläufen. Andersherum passieren Dinge automatisch, wenn sie gemacht werden müssen. Sie passieren nicht, wenn man keine innere Einstellung zu diesen Dingen bekommt. Auch ist kein Meister vom Himmel gefallen, sondern Übung macht den Meister. Auf jeden Fall ist einer der Grundfehler zu einem Spiegel seiner Umwelt und sozialen Medien zu werden und dann versuchen die passenden (positiven) Erwartungen zu erfüllen. Wie wahrscheinlich ist es, ein zweiter Stephen King zu werden? Braucht die Welt überhaupt einen zweiten Stephen King? Das führt zum Overload oder Burnout.

Kann sich einer richtig einschätzen, wo seine Grenzen liegen, kann er langsam wachsen und über seine Grenzen - auf seine Weise - gelangen. Organisches Wachstum passiert von alleine. Passieren Dinge über lange Zeit fast von alleine, werden sie sich optimieren und verbessern. Also auch die Schreibgeschwindigkeit wird sich automatisch erhöhen. Auch wenn man das im ersten Teil der Kolumne genannte Buch von Chris Fox mit dem Titel Write 5000 Words per Hour: Write Faster, Write Smarter nicht gelesen hat.

Solche Bücher füttern das Ego des Lesers, um sich zu verkaufen. Kaufe und lese das, dann kannst du ein 6-Figure-Autor werden. Wobei der Begriff Six-Figuren-Autor ein suggestiver Begriff ist. Häufig sind es selbst-publizierende Autoren, die alles selber machen, und dann irgendwann über 100000 Dollar Jahresumsatz kommen. Wobei ich nicht genau weiß, was gemeint ist: Umsatz oder Gewinn? Brutto oder Netto? Solche Begriffe sind dazu da, einem das Wasser im Mund wässrig zu machen.

Aber ist es wirklich ein Traumberuf Autor zu sein? Eine 40 Stunden Woche als Autor, sind jeden Arbeitstag 8 Stunden Schreibarbeit, und das ist natürlich auch nicht das, was viele sich am Anfang vorgestellt hat. Das ist absolutes Home-Office mit dem Vorteil keine Kollegen mehr haben zu müssen und - noch besser - keinen Chef. ABER: Freiheit heißt nicht ‘kein Chef’ – sondern selber der gnadenloseste Boss zu sein, den du je hattest. Aber dann kommst du nicht mehr so einfach von der Tastatur ins Freie zurück. Viele Leute sind nicht darauf vorbereitet mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen leben zu können, - somit sind sie mental auch gar nicht dazu in der Lage Freiheit verwirklichen zu können. Da hilft natürlich das Unbewusste, indem es spätestens nach einer Stunde die Schreibambitionen effektiv sabotiert. Die Autobahnausfahrt, auf der die meisten dann abbiegen.

Wie funktioniert aber mein Ansatz, das Unbewusste davon zu überzeugen, dass das alles geschrieben werden muss? Du kannst den Ansatz auf alles andere auch anwenden. Mit fiel die Strategie auch zuerst bei meinem - bescheidenen - Homeworkout auf. Ich bin nicht wirklich daran interessiert, wie ein Wilder Gymnastikübungen zu machen. Aber natürlich ist es ratsam und ich bekomme das überall als Ideal präsentiert. Erkenntnis Nummer 1 war bei mir:

Erkenntnis Nummer 1 - Du bist ein Sportler, wenn du regelmäßig Sport machst. Punkt. Fertig. Jetzt das in Klammern: und sei es nur eine Liegestütze am Tag. Also machte ich eine Liegestütze am Tag. Mein Mindset veränderte sich so. Ich zog mir vorher Sportklamotten an. Nein, der Trainingsanzug mit der Aufschrift Bundestrainer war schon vergriffen. Aber der alte WWE-Entrance-Song von Shawn Michaels tut es auch. Ich denke, es wird verständlich, was sich in mir verändert hatte. Der US-Amerikaner sagt gerne Fake it until you make it oder ein geflügeltes Wort in meiner Kindheit war Einbildung ist auch eine Bildung. Aber die Couchpotato, die ich damals war, exekutierte die Liegestütze eiskalt wie ein CLI-Kommando. Ohne mit der Wimper zu zucken. Wer Shawn Michaels nicht mag, kann es auch mit dem Untertaker Entrance-Song versuchen. Hier das Gesicht nicht verziehen. Nur - ab und an - eine sagittale Stirnfalte (die Zornesfalte), um besondere Augenblicke zu betonten.

Erkenntnis Nummer 2 - Natürlich machst du eines Tages bedeutend mehr als eine Liegestüzte. Das garantiere ich dir, wenn du das täglich machst. Eine Liegestütze pro Tag ist kein Training – es ist ein CLI-Befehl an dein Gehirn: System update starts now. Hier ist das Buch von James Clear Atomic Habits empfehlenswert. Das ist ein Klassiker. Zusammenfassung: Lege dir gute Gewohnheiten zu.

Erkenntnis Nummer 3 - Rede am besten mit niemandem über deine Ziele. Zwei Gegner hast du: deine unbewusste, eigene Sabotage und gezielte Sabotage vermeintlicher Freunde in deinem persönlichen Umkreis. Viele können es nicht verkraften, wenn auf einmal ein Freund zielstrebig wird und eigene Ziele verfolgt. Das hat mit Neid zu tun, der auch sehr subtil unterhalb der Bewußtseinsschwelle vorhanden sein kann. Außerdem muss es aus dir selber herauskommen. Redest du viel darüber mit Freunden, könnte eine Dynamik entstehen, in der du ihnen zu imponieren versuchst? Das ist eine gefährliche Sache, die am Ende auch niemanden oder der Sache dient. Also Wage, Wisse, Wolle und Schweige. Natürlich brauchst du als Autor auch Leser, die dir ein Feedback geben können. Aber zuerst konzentriere dich darauf, wo innere und äußere Sabotage lauern könnte. Meistens lauert da auch etwas.

Erkenntnis Nummer 4 - Wie beeinflusse ich das Unbewusstsein? Indem ich es wahrnehme und mit ihm spreche. Sei es durch Affirmationen, Hypnose, subliminalen Botschaften. Da kannst du auf Videoportalen schauen, ob es was passendes für dich gibt. […] Da die 1000 Wörter heute geknackt worden sind, schreibe ich mir diese Techniken für eine weitere Folge der Kolumne auf. Einmal die Woche neu!

Zusammenfassung: Beim Schreiben, schreibe für dein Unbewusstes. Wenn du dich fragst, was das sein soll, dann stelle dir es vor, wie etwas, was immer um und bei dir ist. Und es denkt und fühlt wie ein Kind. Das, was die meisten irgendwann man vergessen haben. Ein letztes für heute: Burnout kommt, wenn du für Likes schreibst – nicht für dich. Der einzige Applaus, der zählt? Das Klicken deiner Tastatur um 3 Uhr morgens.

Hausaufgaben:

  • Überlege dir eine tägliche Affirmation, warum du Schreiben musst. Achte auf die Formulierungen. Schreiben willst würde zum Beispiel nicht bedeuten, dass du schreibst. Feinheiten sind hier sehr wichtig.
  • Deine täglichen Schreibminuten kannst du einem speziellen Thema widmen. Ich hab gut einen Monat jeden Tag 5 Minuten (mit Stoppuhr) darüber geschrieben, den momentanen Augenblick zu beschreiben. Geräusche, Lichter, Stimmung, Gedanken. Versuche da auch eine Perspektive des Unbewussten zu zeigen. Als Herausforderunung! Du brauchst kein zweiter Stephen King zu werden. Die Welt braucht dich – mit deiner Stimme, deinem Rhythmus, deinem - wenn du willst- Untertaker-Starrblick beim Schreiben.
  • Wenn dir das zu herausfordernd ist, dann begnüge dich damit, alte Texte jeden Tag zu korrigieren. Mir hilft das meinen natürlichen Hang zur Prokrastination gegen sich selber zu verwenden. 5 Minuten Doomscrollen muss nicht sein. Stattdessen: Laptop raus und einfach die alten Texte durchscrollen. Dann fangen die Hände bei mir schon ganz von automatisch an zu schreiben. Formulierungen, Ideen und dann entsteht etwas völlig anderes. Ist das nicht wundervoll?

Willst Du mehr lesen? Schau Dir den ersten Teil der Kolumne an.

Freitag, 13. Juni 2025

Van Morrison - neues Album "Remembering Now" draußen

In meinem Blogbeitrag "Wie vegane Ernährung Menschenleben retten kann" ging es um Heilung und da sprach ich auch kurz von Van Morrison, dessen Lieder ich sehr mag. Er ist sehr alt, 77 Jahre alt. Und macht schon sehr lange Musik. Deshalb finde ich immer wieder neue Lieder von ihm. Einfach, weil es so viele Songs von ihm gibt. Und sie sind meist immer passend zu der Lebenssituation. Heute kam sein neues Album "Remembering Now" heraus und das absolute Liebingslied ist: "When the Rain Came". Passend zu dem Blogbeitrag, in dem ich während eines prasselnden Morgenregens auf einmal merkte, dass ich wieder hören konnte. "The Healing has begun". Das nenne ich Synchronizität. => Also neues Album heute draußen. (unbezahlte Werbung)

Ansonsten ist mir in letzter Zeit eine ganz besondere Band aufgefallen. Stell dir vor: Innerhalb von 2 Minuten 10 Sekunden habe ich mich in Logan Rex vom Artikal Sound System verliebt. Die 2 Minuten und 10 Sekunden waren hart für mich, mich nicht in sie verlieben. Aber sie waren lehrreich: was passiert eigentlich im Kopf eines Menschen, wenn er sich verliebt? In was verliebt er sich? - Nun, bei mir sind es Stimmen. Melodisch, mystisch, emotional. Etwas, was ich nicht begreife, um dann viel Zeit darüber zu brüten. Ich verliebe mich in eine Stimme und erst später schaue ich mir diesen Menschen an. In einem - nicht diesem Fall - mein Leben lang. Ich bin aber so Fan vom Artikal Sound System geworden. Ich bette das immer in ein Framing wie hier: "Eigentlich mag ich die Art, wie US-Amerikaner sprechen jetzt überhaupt nicht. Aber es gibt da eine Ausnahme: Logan Rex!" Tolle Stimme, tolles Soundwriting, Storytelling und Instrumentalisation. Ich bin nicht der einzige, der meint, dass die Live-Auftritte der Band wirklich etwas ganz tolles und unvergessliches sind …. oder nach 2 Minuten 10 Sekunden dazu werden. Ein südfloridanisches Mysterium oder - mein gelerntes Sprachgefühl schimpft: Ein Mysterium aus Südflorida! Obwohl ich vom Ausdruck "floridanisch", wie von einer Südseewelle am Strand, mitgenommen werde. Ein starke Offshore-Brise, frische, salzige Meeresluft. Der Terminkalender ist leer. Eine klassische Live-Band, die ich ja so interessant finde.

Kolumne: Wie schreibe ich 2500 Wörter in einer Stunde, Teil 1

Beginne ich heute mit einer Leserfrage, die mich erreichte: "2500 Wörter in einer Stunde, wie schaffst du das Mahamind?"

2500 Wörter in einer Stunde zu schreiben, sind fast 0,7 Wörter in einer Sekunde. Ja, das geht. Wie? Deshalb schreibe ich diese Artikelreihe in Form einer Kolumne, die einmal in der Woche erscheinen soll. Warum? Der bisherige Text ist viel zu lang für nur einen Artikel. Und ich habe keine Lust, den Artikel zu straffen. Vieles würde dabei verloren gehen. Um ihn angenehm lesbar zu machen, kam mir folgender Gedanke: teile den Text doch einfach auf und veröffentliche ihn wöchentlich. Der Leser kann sich so besser auf den assoziativen Lesefluß einlassen, ohne das Gefühl zu bekommen von einem wulstigen Artikel erschlagen zu werden. Ich meine damit: durch Details erschlagen zu werden, weil das alles in einem Artikel vor dem Leser liegen würde. Der Leser hat jetzt eine Woche Zeit, sich zu erhohlen. 700 Wörter pro Artikel sind auch genug.

Ich - persönlich - möchte nicht mehr so Artikel schreiben wie: "in drei Schritten zur erfolgreichen Schriftstellerkarriere". Warum? Solche Artikel funktionieren nur oberflächlich. Am Ende hilft Inspiration mehr, sich selber mal an die Tasten zu setzen, als eine Instruktion mit "mache dies und das". - So kann ich aus dem Nähkästchen zu plaudern: Was habe ich schon ausprobiert? Was hat geklappt? Was nicht? Das finde ich interessanter und anregender. Genau das ist auch die ursprüngliche Stimmung und Atmosphäre beim Bloglesen und schreiben. Der Gedankenfluß, das nicht fertige, das sich neu finden. Also jetzt gibt es eine Artikelreihe zu dem Thema "Schreiben". - Jede Woche neu!*

Wie schaffe ich es also 2500 Wörter in einer Stunde zu schreiben? Es gibt das Buch von Chris Fox mit dem Titel "Write 5000 Words per Hour: Writer Faster, Writer Smarter". Das kann ein erster Schritt sein. Muss es aber nicht. Zum anderen sind 5000 Wörter pro Stunde nicht erstrebenswert. Es wird zu einer fixen Idee. 5000 Wörter pro Stunde sind in 10 Stunden? Eine Novelle! Damit ist der Reichtum in spürbarer Nähe. Ja, es ist so ein Buch. Eine meiner Thesen in dieser Kolume wird sein: überzeuge dein Unbewusstes, dass es selber 2500 Wörter pro Stunde schreiben will, dann schreibt es sich von alleine.

In dieser Artikelreihe geht es also ganz allgemein über Motivation. Also wer nicht unbedingt 2500 Wörter schreiben will, kann das eine oder andere in der Kolumne finden. Also auch das Thema unbewusste Motivation, und wie wichtig sie ist. Zumindest habe ich selber zu diesem Thema noch nie etwas bei anderen gelesen. Hier gibt es etwas neues zu lesen. Die unbewusste Einstellung ist der Schlüssel zu jedem Ziel. Nicht die bewusste, provokant gesagt.

Für die ganz Eiligen. Ich fasse es so zusammen: Schreiben, besonders Schnellschreiben musst du üben. Am besten jeden Tag. Da hilft alles wollen und wünschen nicht. Machen heißt das Zauberwort. Deshalb muss es Spaß machen oder du solltest etwas finden, von dem du meinst, es müsse gesagt werden. Die Einstellung muss so sein, dass es einfach so passiert. So passieren muss. Und dabei hilft die unbewusste Einstellung. Dazu später viel mehr.

Eine persönliche Anektode zuerst: in meinen ersten Schuljahren (lang ist es her) sprach man so über mich: ich hätte eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. Eigentlich wurde dieses Wort später benutzt. Es hört sich verzeihlicher an, als das Wort, welches man zu "meiner Zeit" benutzte: Legasthenie. Als Legastheniker war man auf einer Stufe mit dem Idioten. Das saß wie ein Faustschlag zwischen den Rippen. Ich erinnere mich noch daran, wie es war von der Klasse ausgelacht zu werden und die Lehrer bauten sich bedrohlich vor mir - und meiner Mutter - auf. "Ihr Sohn.." Was machte die gute Frau? Sie nahm ihren Sohn jeden Tag 3 Stunden am Nachmittag beiseite und trainierte Schreiben und Lesen. Als Legastheniker klappt das nicht mit dem Buchstabe für Buchstabe lesen. Ich finde das - ehrlich gesagt - auch heute noch unlogisch. Besonders, wenn man mehrere Sprachen spricht. Die Alphabete sind je nach Land unterschiedlich. Zurück in meine Kindheit: Ich musste mir jedes Wort einzeln einprägen. Das ist so wie bei der chinesischen Symbolschrift. In China gibt es keine Legastheniker. Aber es ist eben nicht so einfach alle Symbole in dieser Schrift zu lernen. Es dauert sehr lange. So war es dann im Deutschen bei mir. Natürlich ist das nicht ganz so. Im Laufe der Jahre habe ich schon ein Buchstabe-für-Buchstabe-Lesen entwickelt. Aber auch die Fähigkeit behalten Texte bildlich aufzunehmen. Deshalb geht Lesen schneller. Schreiben vielleicht auch? Also am Ende meiner "Schulkarriere" schrieb ich für die Schülerzeitung lange Artikel mit Tiefgang. In kurzer Zeit. Hier einen riesigen Dank an meine Mutter im Himmel. Ohne sie, wäre das nicht so gewesen. Keiner hätte die Energie aufgebracht, mir das beizubringen. Sie war es auch, die mir die erste Schreibmaschine schenkte. Es war die Zeit, als diese Dinger noch ein schönes Tackern auf der Tastatur machten. Legastheniker haben ein tiefes Gefühl in sich unverstanden zu sein. Deshalb sehe ich heute Dinge ganz anders als andere? Oder die Position des gesellschaftlichen Außenseiters ist für mich normal und nicht erschreckbar. Im Grunde lebt ja jeder nur sein eigenes Leben und nicht ein Leben für die anderen. Bei mir war es schon das dringliche Gefühl der Selbstbestätigung, was mir in den ersten Schuljahren vorenthalten worden war. Und das war für ein Kind sehr beängstigend. Traurig. Die gesellschaftlichen Normen zogen vorbei. Vor meinen weit aufgerissenen Augen. Wie das chaotische Auf und Ab in einem Matrix-Bildschirmschoner. Grün auf Schwarz. Unverständlich. Ich musste es lernen.

Legasthenie lehrte mich: Systeme sind nicht in Stein gemeißelt. Wenn dir jemand sagt 'Du kannst nicht schreiben', ignoriere es. Finde deinen Weg. Ich habe deshalb den Bibelspruch der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden in mein Leben integriert. Als Glaubenssatz.

Was ich sagen will: Fähigkeiten entwickeln sich durch Freude, aber auch durch Leidensdruck. Einer, der immer gut durch das Leben kam, ist vielleicht auch an dem Punkt, zufrieden zu sein, so wie er ist? Das ist die große Mehrzahl der Menschen. Obwohl ich es umgekehrt wahrnehme: der Großteil der Menschen ist unzufrieden mit sich. Weil die Erwartungen und die Realität nicht übereinstimmen. Das ist das Patentrezept für Unzufriedenheit. Im nächsten Teil der Kolumne geht es um Selbstwahrnehmung. Die wichtigste Frage auf dieser Welt: warum will ich das? Warum will ich viel Schreiben können? Klar, kann nützlich sein. Einen Marathon zu laufen, hört sich auch gut an. Ich träumte mal davon den "Iron Man" zu machen. Träumte. Aber mit dem Nützlichkeitsdenken kann man auch nur Produkte im Supermarkt auswählen, die einem die Arbeit abnehmen sollen. Oder davon zu träumen. Es geht aber um das, was willst du? Und schreiben musst du aus dir selbst heraus.

Hausaufgabe: Überlege dir eine Woche, warum du mehr und schneller schreiben willst? Wenn du mehr schreiben willst: schreibe jeden Tag 5 Minuten so viele Wörter, wie sie dir durch den Kopf purzeln. Erschaffe dazu eine eigene Datei oder kaufe ein Notizbuch und Stift.

Sonntag, 8. Juni 2025

Duolingo das Downtown Las Vegas?

Mir ist es heute gelungen, in die "Diamond League" von Duolingo, aufzusteigen. Es folgt ein kurzer Erfahrungsbericht über das aktuelle Duolingo.

Das Damals - Duolingo ist die bekannteste Sprachlern-App mit über 40 kostenlosen Sprachkursen. Ich mache das - mit Unterbrechungen - schon seit über 10 Jahren, und fühle mich deshalb berufen, einen kleinen Einblick zu geben in das Damals und Heute. Denn damals war die App eine verdammt coole Sache. Fährst du in den Urlaub? Fange zwei Monate mit dem Sprachkurs in Duolingo an, und du hattest das Grundgerüst, dich sprachlich in diesem Urlaub weiterzuentwickeln. Das war einfach eine gute Basis, was man da lernen konnte.

Ich hatte ein Morgenkaffeesystem, in dem ich mit jeder Sprache jeden Morgen für 5 Minuten lernte. Und das machte ich mit 6 Sprachen gleichzeitig. Zu jeder Aufgabe war es möglich Fragen zu stellen, die dann andere User beantworteten. So war auch eine tiefe, grammatikalische Auseinandersetzung mit der Sprache möglich. Es gab auch keine "Herzen", die man bei falschen Antworten verlor und dann irgendwie wiederbekommen musste (-> siehe das Heute). Jeder konnte seinen eigenen Stil finden: Poweruser, die sich auf eine Sprache konzentrierten oder der Exot, der vieles gleichzeitig macht. Und beide kamen in ihrer Welt weiter voran. Das war herrlich relaxt und individuell.

Das Heute - Duolingo ist heute ein großes Unternehmen. Und - ich habe mir viele aktuelle Kommentare dazu durchgelesen - die App hat - positiv gesagt - das beste Marketing, die besten psychologischen Tricks, um die User in der App zu halten. In der kostenlosen Version sehen die User Werbung. Und ich sehe eine Menge davon. Häufig ist es immer dieselbe. Dann hast du ständig das Gefühl schnellzumachen, unter Druck zu sein. Auch wegen der Ligen, in denen du auf- und absteigen kannst. Dann kann man jeden Monat eine Plakette freischalten, bei denen es schade wäre, eine zu versäumen. Gemeinsame Quests mit Freunden, die du eigentlich gar nicht tiefer kennst, sind jetzt auch dabei. Natürlich Benachrichtigungen ohne Ende über das Smartphone, das andersherum auch viele Daten auf die Duolingoserver lädt. Also von Datenschutz ist die App immerhin noch im Grenzbereich. Lies hier eine datenschutzrechtliche Einschätzung von Duolingo, und schaue dir auch andere Apps an. Dann sind zwei Extra-Mitgliedschaften für Geld erhältlich: "Super" und ein mysteriöser schwarzer Modus, der "Max-Modus". Beide Extra-Mitgliedschaften schalten dann das frei, was früher inklusive war. Keine nervigen "Herzchen" mehr! Mach so viel du willst und ohne Werbung ist alles schneller (wichtig für die Liga). Die Foren wurden aber ganz abgeschafft. Stattdessen gibt es im schwarzen Modus eine AI (Künstliche Intelligenz), die dir die Grammatik erklären will. Das ist der enttäuschendste Punkt für mich. Manchmal bekommt man die Zusatz-Mitgliedschaften für kurze Zeit als Bonus freigeschaltet. Das ist mit einem Punktebonus verbunden. Aber im Grunde lohnt es sich nicht.

Warum sich Duolingo nicht lohnt? - Das AI-Tutoring ist schlicht viel schlechter als damals, als man im Forum Fragen stellen konnte. Oder sich alte Fragen zu der Aufgabe durchlesen konnte. Man lernt ja auch durch die Fehler anderer. Und das macht es persönlich. Bringt Duolingo noch etwas? Als normaler Nutzer kann man heute die Kurse nur noch ohne Grammatikteil absolvieren. Das ist ein wesentlicher Schwachpunkt. Früher in Duolingos "Don't be evil" Phase hieß es immer, nicht-zahlende User würden genauso viel lernen können, wie zahlende. Sie müssten sich bloß die Werbung anschauen. Heute sind nicht-zahlende User unterprivilegiert. Keine Grammatik und schlechteres Abschneiden in den Ligen. Wieso degradierte Duolingo vom Bildungswerkzeug zur psychologisch optimierten Engagement-Maschine? Das erinnert mich an etwas.

Meine Erinnerungen an Las Vegas - Das ist heute mit Duolingo natürlich ein Frust. Oder positiver gesagt: die App gleicht heute eher Las Vegas mit seinen Casinos, in denen man massenhaft Coupons "for free" und damit eine aufregende Zeit bekommt. Viele werden das nicht kennen: es gibt Tage (meist Wochentage) in denen man in den Casinos nur das Zimmer bezahlen muss. Das ist dann auch auf 30$ reduziert. Billig für die US. Schönes Bett mit Aussicht auf die Wüste. An der Rezeption gibt es dann zwei Hände voll mit Coupons. Freie Drinks, freie Spiele und so fort. Wichtig ist: diese Angebote gibt es nur in "Downtown" Las Vegas. Das ist das ältere Las Vegas, in dem sich gerne normale US-Amerikaner zum Glücksspiel treffen. UND: solange man spielt, sind die Drinks umsonst. Also ist das billiger, als ein Bier in einer Kneipe um die Ecke zu trinken. Geh doch einfach ins Casino. Warum nicht? Der Gegensatz zur "Downtown" ist der "New Strip", den viele aus dem Fernsehen kennen. Das ist Touristengebiet. Also "Downtown Las Vegas" hat seinen Charme, und Duolingo erinnert mich heute daran. Casinos in Las Vegas sind prinzipiell so aufgebaut, dass man sie für Tage nicht verlassen will. Man spielt sein System bis zum Ende. Für viele bedeutet das sogar einen Gewinn oder einen recht günstigen Urlaub gemacht zu haben. Das hängt mit den sehr fairen Limits dort zusammen. Systemspieler sind willkommen.

Duolingo heute - ist nicht mehr so gemütlich wie damals jeden Morgen … ich … mit der Kaffeetasse. Heute kommst du automatisch in eine Marketingmühle, die dich animiert, immer mehr zu machen. Der Kaffee wird dabei kalt.

So wie Casinos durch 'kostenlose' Anreize Spieler binden, nutzt Duolingo Ligen/Abzeichen für Suchtfaktoren. Dabei ist es qualitativ nicht wichtig, was du machst. Nur die Quantität zählt. Mir fielen in den Ligen immer sehr starke User auf, die aber durch die Bank den Englischkurs machten. Nur Englisch! Ich denke, in den meisten Schulen dieser Erde wird Englisch mehr oder weniger unterrichtet. Das sind also Leute, die nicht eine völlig neue Sprache lernen. Sie haben also schon Schulwissen. Auch mache ich nur noch Sachen, die ich von damals her kenne. Eine völlig neue Sprache würde ich damit nicht mehr anfangen wollen. Einfach weil die Grammatik fehlt. Und die Liga nervt, in der einer viel und möglichst schnell machen muss. Klar kann man sich davon abgrenzen und immer noch sein eigenes Lerntempo durchziehen. Aber warum muss einer immer zum "Systemrebellen" werden heutzutage? Vielleicht geht das neue Duolingo auch darauf ein? Mit seinem Algorithmus!

Der Algorithmus - Für mich sind Ligen natürlich auch der Ansporn. Vor einigen Wochen hatte ich aber einen Motivationszusammenbruch, als ich als letzter zusammen mit einem Chinesischlernenden aus der zweithöchsten Liga abgestiegen bin. Der Rest waren alles welche mit dem Englischkurs. Das schien mir schon sehr unfair zu sein. Und ich war da wahrscheinlich auch nur so weit nach oben gekommen, weil ich den Spanischkurs mache, den ich schon vor Jahren gemacht und abgeschlossen hatte.

Also Spanisch geht bei mir auch schon so gut wie bei vielen Englisch. Nach ein paar Wochen Absteigen in den Ligen, ging es aber wieder aufwärts. Ohne das ich unbedingt wieder mehr Motivation hatte. Auf einmal waren die anderen User gar nicht mehr so stark. Ob die Ligen jetzt besser austariert sind, oder der Algorithmus mir individuell ein angenehmeres Duolingo-Erlebnis verschafft, ist offen. Da kann man sich heutzutage gar nicht so sicher sein. Auf jeden Fall bin ich jetzt in die höchste, die Diamanten-Liga aufgestiegen. Wie fühlt man sich da? Genau so: Filmsequenz Battle Los Angeles "There is breakfast in the tent". Ich lese aus der Filmsequenz: Müdigkeit, Leere, Derealisierung. Aber auch die Gewissheit weitermachen zu müssen. So sehe ich indirekt an meinen Reaktionen, wie stark das Marketingkonzept von Duolingo ist. So wie die Schlußsequenz des Films sehr gut gemachte Propaganda ist. Und es geht noch tiefer. Sie haben eine App für Vorschulkinder.

Duo ABC - für Kinder - Da mein Sohn langsam mit Schulkram anfängt, war ich auch lange auf der Suche nach einer Lern-App. Da gibt es viele. Meist eben im Abonnementmodell mit komischen Kündigungsfristen. Dooferweise hat die Vorschule auch noch solche Software beworben. Als brave Eltern macht man das dann natürlich sofort. Aber immer mehr Eltern nehmen das auch gar nicht mehr ernst. Die Kinder sowieso nicht. Ich hab dann nach alternativen Apps gesucht und ja, Duolingo hat auch eine App für Kinder, ganz ohne Werbung: Duo ABC. Ist nur auf den englischsprachigen Raum ausgerichtet. Aber gut gemacht. Buchstabenlernen und er liebt die Geschichten, die massiv vorhanden sind. Er nennt es "Lingo", obwohl Duo ABC das nicht im Namen hat. Wird so die nächste Generation von Duolingo-Usern geprägt? Also das Marketing ist umwerfend gut: Wir sitzen abends immer beide zusammen und klicken uns durch die Übungen. Mir kam schon der Begriff "Duolingo Familie" in den Sinn. So wie die Knorr Familie.

Abschluß - Früher sagte ich, vor deinem Urlaub fange mit Duolingo in der Urlaubssprache an. Heute sage ich: wenn eine Sprache nicht einrosten soll, mache doch die App. Das ist sicher nicht verkehrt. Als Geheimtipp nenne ich immer "Language Transfer" zum Einsteigen in die Sprachen. Aber natürlich muss sich jeder selber durchfuchsen. Menschen sind individuell. Heute vor dem Urlaub: vielleicht mal ein Buch vorher kaufen und einfach lernen? Grammatik ist dann immer dabei. Und das gute Gefühl dabei: es ist wie früher.

Ausgelagerte Absätze

Roulette als Gesellschaftsspiel - Ich spiele gerne Roulette, muss aber vor Casinos außerhalb Las Vegas ausdrücklich warnen: dort kalkulieren sie anders und das Limit in den meisten Casinos bremst dich oft nach einer halben Stunde aus, und du hast viel Geld verloren. Mein Tipp: Las Vegas Downtown oder kaufe Dir selber ein Roulettespiel. Ein billiges für den Küchentisch. Das ist übrigens auch ein nettes Gesellschaftsspiel. Rechne einfach vorher mal das mit den Limits und dem Grundeinsatz durch. Man kann das so feintunen, dass die meisten einen schönen Abend haben. Du kannst ja auch Cents setzen lassen, was keinen ausgrenzt. Und nicht vergessen: den Gewinn zu berechnen und daraus die freien Getränke für alle, was die Verlierer zu sozial wichtigen Personen macht. Band of Brothers. Roulette ist skalierbar und in Las Vegas ist das so, dass du permanent spielen kannst. Tag und Nacht. Genau das ist das Vegas-Feeling. Ich muss anmerken, dass jedes noch so ausgeklügelte System im Glücksspiel auf unendlich viele Durchläufe skaliert in den Totalbankrott führt. Auch wenn die Limits großzügig sind, kann das bei einer langen Spielzeit an die finanziellen Grenzen des Spielers führen. Wichtig zu beachten. Ich will hier keine Werbung für Glücksspiele machen.

Kolumne 2500 Wörter in einer Stunde, Teil 3

"Disziplin ist eine Lüge der Mittelmäßigen" Die harten Sätze bleiben im Leben oft hängen, oder in biblischen Worten gesagt: d...