Dienstag, 13. August 2024

Erinnerungen neu erleben. Ein Guide zur bewussten Rückerinnerung

Erinnerungen schaffen Realität. Warum ich denke, wie wichtig der Umgang mit Erinnerungen für mein Leben ist, und wie ich diesen Umgang praktisch pflege.

Bei mir ist das Thema "Erinnerungen" schon seit sehr langem angekommen. Rückerinnerung, Bewusstseinsforschung, - wie immer man das nennen will. Fakt ist, dass der Mensch leicht vergisst und dann Dinge nachträglich rekonstruiert. Hier nur als Beispiel das Thema Zeugenaussagen: zehn Zeugen und jeder erzählt der Polizei – mit völliger Überzeugung – etwas anderes. Das ist sehr häufig und ein allgemeines Phänomen. Du kannst mal ChatGPT fragen: "Wie werde ich ein geschulter Beobachter?" Da kommen dann viele Anregungen. Es ist aber so, man muss das trainieren. Nur wenige machen das.

Ähnlich ist es auch mit der Rückerinnerung. Ich habe im Laufe der Zeit einige Techniken entdeckt, die das einfacher machen. Ich zähle das einfach mal locker auf, ohne jetzt inhaltlich zu einer Weltanschauung Stellung zu nehmen. Vielleicht am Ende des Textes ein bisschen der Weltanschauung?

  1. Traumtagebuch. Träume vergisst du blitzschnell. Wenn es aber gelingt, dir eine Erinnerungsbrücke nach dem Aufwachen zu schaffen, dann hast du deine Träume lebenslang im Kopf. Es ist ein tolles Erlebnis, durch Traumaufzeichnungen, die Jahre zurückliegen, zu stöbern. Wie beeinflusst der Traum das reale Leben? Ich benutze den Begriff "Jahre zurück gelegen", um zu veranschaulichen, dass das eine lebenslange Gewohnheit werden kann. Der Zauber entfaltet sich dann erst nach langer, langer Zeit. Wie bei allem, was ich hier schreibe.

  2. Dann nächster Schritt: Tagebuch. Wenn ich so etwas mache, muss ich mir sehr klar darüber werden, wie ich "Was?", "Wie?" sehr schnell notiere, damit ein späteres Ich maximalen Gewinn daraus ziehen kann. Auch hier machte ich eine Gewohnheit daraus. Nicht jeden Tag, aber dann am Tag der Niederschrift retrospektiv die Lücken füllen.

  3. Wenn du selber Texte schreibst, ist mein Artiekl für dich geschrieben. Du kommst eben um das Niederschreiben von Dingen nicht umher. Vielleicht können andere malen, zeichnen, Fotos machen, Einkaufscoupons sammeln? Es gibt auch den Weg, einfache Statistiken über den Tag zu erstellen. Das alles schafft Erinnerungsbrücken. Für mich ist das Aufschreiben das Einfachste. Also nächster Schritt: das Erinnerungstagebuch. Bei mir eine Textdatei mit dem Namen "Erinnerungen". Auf allen meinen Geräten vorhanden. Wird synchronisiert. So kann ich jede Erinnerung blitzschnell aufschreiben. Zentral erfasst. Wie war der Name noch des Freundes von vor zehn Jahren? Situationen. Zusammenhänge. Gerüche. Geräusche. Warum mag ich scharfen Senf? Wann hat sich das ausgebildet? Wie? Zum Beispiel. Also alles, was damals wichtig war, heute fast vergessen: aufschreiben. Je mehr man das macht, desto mehr Erinnerungen kommen zurück. Die sind wie Türen, die aufgehen. Dahinter ist immer wieder mehr zu entdecken.

  4. Meditation, Atemübungen, selbstinduzierte Trance. Das alles führt einen tiefer in seine Erinnerungen. Alles normale Techniken, die man erlernen kann, und dann profitiert man davon über die Jahrzehnte. Heute wollen alle immer alles sofort. Deshalb sind die Menschen auch so oberflächlich. Keiner macht etwas, um in zehn Jahren davon zu profitieren. Also nicht die meisten. Ausblick: Erlerne luzides Träumen, Astralreisen. Alles keine Zauberei. Normale, physiologische Zustände. Aber: trainieren, trainieren und so fort. Es ist nicht alles für alle einfach. Aber es geht immer weiter mit dem Entdecken der Welt um dich herum.

Punkt 4 führt dich mehr in "die Psychologie" des Menschen und auch in das Reich der verdrängten Erinnerungen. Nicht alles ist aus Oberflächlichkeit heraus vergessen worden. Viele Sachen wollen einfach nicht mehr so erlebt werden, wie es damals war. Wie peinlich war es denn in der Schule? Niemals mehr wieder! Aber schafft man das, dann kann man auch unterscheiden: Umstände und persönliche Reaktionen darauf. Also man kann die Vergangenheit direkt umschreiben. Ich war nicht klein und wertlos. Die anderen hatten bloß eben auch ihre Probleme, die nichts, gar nichts, mit mir zu tun haben. Reframing. Spirituell können sich auch Erinnerungen an die Geburt oder weit darüber hinaus offenbaren. Die sind mit Emotionen verbunden. Vielleicht gar nicht so guten? Schafft man es aber, sie zu integrieren, zu akzeptieren, dann … Ich möchte das gar nicht in profane Worte fassen. Aber dann kannst du dir selber danken, die Zeit und Mühe dafür aufgewendet zu haben. Du hast es geschafft!

Fazit: Im Grunde schafft sich jeder seine Welt selber. Dinge werden völlig unterschiedlich aufgefasst. Siehe Kinder, siehe gegengeschlechtliche Wahrnehmung, oder wie Tiere ihre Umwelt sehen. Eine Wahrheit gibt es deshalb auch nicht. Es gibt Weltwahrnehmungen. Einen Gott sich zu erschaffen, ist gar nicht so verkehrt. Solche Sachen helfen einem, sich besser auf irgendeiner Basis mit seinen Erinnerungen zu beschäftigen. Götter, Geister, Unbewusstes – das sind alles so Hilfen. Schlecht sind Opferdenken, sich passiv einer Welt ausgeliefert zu fühlen. Hoffnungslosigkeit. Eine Esoterik gibt es deshalb auch weniger allgemein als eher einer sehr individuellen Weltwahrnehmung. Es gibt - auf jeden Fall - gute, spirituelle Praktiken (siehe Punkt 4). Der YouTube-Onkel oder Tante helfen da aber oft, vielleicht auch bewusst, nicht weiter. Im Grunde ist spirituelles Wachstum mit Bodybuilding zu vergleichen: regelmäßiges Training. Ohne das bringt das alles nichts. Gewöhnlich wollen die Leute aber nur Konzepte hören, die das Leben angenehmer erscheinen lassen. Genau das bekommen sie dann geliefert. "Geh mal im Wald spazieren" ist eben einfach gesagt und gemacht. Jahrelang Dinge aufzuschreiben oder – Schock – regelmäßig zu meditieren, ist für viele aber undenkbar. Da musst du dir klar werden, was du willst? Erinnerungen sind ein Weg zu sich selbst. Der aber nicht einfach und bequem ist, – beim Gehen und am Ende sich aber gelohnt haben wird, ihn gegangen zu haben.

Kolumne 2500 Wörter in einer Stunde, Teil 3

"Disziplin ist eine Lüge der Mittelmäßigen" Die harten Sätze bleiben im Leben oft hängen, oder in biblischen Worten gesagt: d...