Schon lange wollte ich - mal wieder - etwas über ein Hemi-Sync-Training schreiben. Ich bin schon mittlerweile bei Sitzungsnummer 250 angelangt. Ein Follow-Up war mit Sitzungsnummer 200 geplant. Das Problem ist aber: ich verliere mich dann in etlichen Fußnoten und das ist für einen Blogbeitrag einfach nicht passend. So schreibe ich einfach mal so ein paar Worte über das Hemi-Sync-Programm und wie ich momentan darüber denke. Wer nicht weiß, was das ist, findet im Archiv einiges darüber. Oder auf YouTube schauen. Viel ist auf Englisch. Lauter verrückte Berichte, so verrückt, dass ich dachte, das ist was für mich. Und war es auch! 250 Sitzungen absolviert. Hätte nicht gedacht, dass ich das über ein Jahr mit so einer Ausdauer machen würde. Ja, ich war im Fokus 27, dem Park! Was hat mir geholfen, am Ball zu bleiben? Der Bericht steigt einfach ein in meine Erfahrungen und wendet sich an Leser mit Vorwissen und Erfahrung.
Das Hemi-Sync-Programm "Gateway" von Robert Monroe zielt darauf ab, OBEs (Out of Body Experiences, deutsch: außersinnliche Wahrnehmungen) zu trainieren. Ein Problem, das ich hatte, da genau zwischen luzidem Traum und der Astralreise zu differenzieren.
Luzider Traum versus Astralreise
Mir war nie wirklich klar, ob diese OBEs technisch luzide Träume oder Astralreisen sind? Diese Diskussion geistert durch Diskussionsforen, solange ich an dem Thema interessiert bin. Ich unterhielt mich mal mit einem Coach. Sie hatte ein Forum mit 500 Mitgliedern, das sie betreute. Ich fragte sie, wie viel Mitglieder in dem Forum da Astralreisen würden. Sie sagte - nach einem Moment die Augen rollend, aber dann voller Stolz: "Also ein bis zwei haben das echt raus." - Grund für mich das Gespräch zu beenden. Das ist eine Erfolgsquote im Promillbereich. Auf den Punkt gebracht, habe ich die Meinung, dass fast alle dieser Astralreise-Coaches ihren Klienten Techniken vermitteln, die selten funktionieren, um sie öfter im Seminar zu haben. Zum Beispiel, versuche dich zu entspannen und dann ziehst du dich an einem Seil "aus dem Körper". Das kann einer endlos üben. Ohne jemals Erfolg zu haben. Zu aufgeregt. Die ernüchternde Wahrheit: Wer Astralreisen wirklich beherrscht, ist seltener als ein weißer Rabe – die meisten Coaches verkaufen Luftschlösser, keine Ausstiegstechniken.
Die Entspannung ist bei der Sache wichtiger als jede spezielle "Geheimtechnik". Bist du richtig entspannt passiert eine Loslösung von automatisch. Hilfreich ist es dabei sogar zu vergessen, dass man übt. Aber nicht einzuschlafen. Das kann man trainieren. Willkommen in Fokus 10. Geist hellwach, Körper entspannt. Also eine Verkrampfung kommt auch von einer zu kopflastigen Terminologie. Gerade das ist aber bei Anfängern vorherrschend.
Heute benutzte ich einen Begriff, den Jürgen Ziewe mal verwendet hat: hypnagoge Zustände. Das sind Zustände, in denen Bilder aus dem Inneren sehr plastisch vor dem inneren Auge entstehen. Oder Bilder im Inneren entstehen? Hier bitte drauf achten, dass je nachdem wie man es benennt, verschiedene philosophische Ideen da mit Worten eine eigene Realität erschaffen wollen. Einfach den Moment genießen, wenn Welten geschaffen werden. Einatmen, Ausatmen. Oder man kann drüber streiten. Wollte ich aber nicht.
Was für mich wichtig war: Dinge bewusst wahrzunehmen. Nicht eine rationale Zuordnung zu treffen. Ich erschuf mir dann aber auch zwangsläufig eine eigene Bildlichkeit, mit der ich dann praktischer üben konnte. Die will ich kurz vorstellen.
Der Astraldiver
Ich vergleiche die Übungen in den Tondateien mit meinen Taucherfahrungen, die ich im Leben machen durfte. Am Anfang war da noch ein Bild eines Grundschulschülers, der Dinge lernt, ohne wirklich zu verstehen, warum diese Dinge wichtig sind. Einfach machen. Das half mir am Ball zu bleiben. Mit zunehmender Erfahrung mutierte ich dann zu einem Astraltaucher.
Von außen gesehen kann man mich als "tauchbegeistert" bezeichnen. Ich hatte aber immer riesigen Respekt vor dem Tauchen. In anderen Worten: Angst. Es ging mir nie darum, bunte Fische zu sehen. Ich hab, den Eindruck, bunte Fische zu sehen, kann eine andere Motivation zum Tauchen sein. Für mich ist das aber anders. Mir war die Tauchzeit wichtig, gemessen in Minuten. Wie lange komme ich mit dem Sauerstofftank klar? Wie bewege ich mich, um die Tauchzeit zu maximieren? Antwort: jede überflüssige Bewegung vermeiden. Lass Dich von der Strömung treiben und nutze es klug. Atem kontrollieren. Dann, wie tief bin ich? Tiefenrausch und lange dunkle Höhlensysteme unter Wasser. Durch ein Wrack zu tauchen. Tauchen bei Sicht unter einem Meter. Das waren persönlich Highlights. Natürlich am Ende ging es darum, die eigene Angst zu besiegen. Ich fand recht bald Leute, die ähnlich über das Tauchen dachten, wie ich, und sie bezeichneten sich als taktische Taucher. Ich lernte eine Menge von ihnen. Vor allem mit einer gewissen Technik an die Ausführung und innere Einstellung heranzugehen. Meine Devise: Nicht nach bunten Fischen jagen, sondern die Tiefe des Moments atmen – wie ein taktischer Taucher, für den schon das reine Da-Sein unter Druck der Triumph ist.
Auch hier: Ausdauer und am Ball bleiben zählen
Das zu meiner inneren Beziehung zu diesen Übungen. Ich konnte das Eintauchen in diese hypnagogen Zustände gut mit einem Tauchgang vergleichen. Meine Motivation war - rein technisch - die Zustände wie diese verschiedenen Fokus-Bewußtseinserfahrungen zu erlangen. So wie beim Tiefentauchen bis 30 Meter unter die Wasseroberfläche zu gelangen. Einfach da zu sein. Ab 25 Metern Tauchtiefe wartet der Tiefenrausch auf einen, immer tiefer tauchen zu wollen. Deshalb war es für mich klar, auch skeptisch gegenüber den eigenen Emotionen zu bleiben. Das zeichnet Professionalität aus. Der Vorteil war auch hier, dass ich eine gute Motivation hatte, auch bei Tauchgängen "ohne Besondere Vorkommnissen" motiviert zu bleiben. Fokus 15, 21 erreicht. Auftauchen. Fertig.
Ich denke, das Problem, das auf viele zukommt ist, einmal sehr viel positives über die Hemi-Sync Methode zu hören. Auf YouTube wird da in Superlativen berichtet. Vorweg: Unter dem Strich ist es eine vortreffliche Methode - bildlich gesprochen - in eigene Seelentiefen hinabzutauchen. Ich habe viele Vipassana-Kurse (immer zwei Wochen nur meditieren, schweigen, meditieren, schweigen etc. als Jahresurlaub) und 13 Jahre transzendentale Meditationserfahrung. Hemi-Sync kann einem da in kürzerer Zeit mehr Erfahrungen bringen. Aber es kann einem nicht beibringen mit Frustrationen zurechtzukommen. Das bringt einem die Meditation bei, in der der Schüler lernt für eine festgesetzte Zeitspanne nur bei der Atmung oder einem Mantra zu verweilen. Alles andere uninteressant.
Östliches versus westliches Meditationsverständnis
Hier gibt es verschiedene Auffassungen über Meditation. Einmal: ich möchte irgendwas spirituelles erleben, versus: einfach mal den Babbel halten. Das meine ich scherzhaft, lohnenswert aber es tiefer zu verstehen. Östliche Meditation ist nicht zielgerichtet. Westliche Meditation meist dazu da, irgendetwas zu erreichen: Entspannung, Fokus, Nirwana oder mal mit dem Geistführer zu schnacken. Mein Meditationslehrer meinte einmal dazu, dass wäre alles Chitta. Illusionen.
Die Hemi-Sync-Dateien hörte ich pro Datei 5x. Dann machte ich die nächste Datei. Ich mache jeden Wochentag eine Datei. Das heißt eine Woche über höre ich dieselbe Datei. Meine Erfahrung ist: von den 5 Sitzungen sind eine (1!) mit diesem WOW-Effekt, die anderen vier waren reine Trainingsgänge im Ozean der Geduld. Das bedeutet 4 Tage mache ich ca 30 Minuten eine Übung ohne diesen WOW-Effekt. Da ist es mir wichtig, mich tief zu entspannen und die Smartwatch zeigt mir immer für die Zeit, dass ich einen Nap gemacht habe. Also auch hier muss man sich mit dem Trainingseffekt zufrieden geben können. Auch durch einen Nap während des Tags verbessert man sein Leben. Stressabbau. Genau das ist übrigens auch das Tauchen. Durch meine Tauchanalogie hatte ich eine positive Beziehung zu dem Prozess, auch wenn es nicht die Erwartungen erfüllte. Hier muss natürlich jeder sein eigenen inneres Bild entwickeln. Die Analogie jeden Tag ein Bäumchen zu gießen, finde ich auch schön.
Die Tausend Wörter für meinen Artikel sind um, demnächst gibt es bestimmt mehr. Ältere Blogbeiträge zu dem Hemi-Sync-Programm finden sich unter im Archiv des Blogs.