Für einen richtigen Okkultisten gehört Tarot heutezutage mit dazu. Tarot transportiert "die New Age Lehre" in einer handlichen Form und überrascht die Suchenden mit seiner tiefen Weisheit. Ja, - so könnte ein Artikel über das Tarot anfangen. Aber ich will keine New Age Reiseführer schreiben. Ich will heute meine Geschichte erzählen. Sie ist !!warnings!! unspektakulär - hat aber auch nichts mit dem gewöhnlichen Skatspielen zu tun.
Meine Mutter hatte ein Tarotdeck. Wie viele Mütter zu jener Zeit. Aber es interessierte mich nicht sonderlich, und es zog mich Abends fort. Das Leben auf eigene Faust zu erkunden. In einer Kneipe, hatte ich den ersten wirklichen Kontakt zu Wahrsagen mit Karten, der mir in Erinnerung geblieben ist. Auf einmal war da Trubel. Am anderen Ende der Kneipe schrien Frauen laut, in einem aggressiven Ton: "Du hast genug Geld für Deine Frau! Da, ich sehe es!!" Ich schaute zu einem Tisch und sah zwei Frauen, die Karten auf einen Tisch legten und energisch auf eine spezielle Karte zeigten. Einige Männer standen auch dort, waren aber still. Nur einer von ihnen hatte einen hochroten Kopf, und er lief schnell an mir vorrüber und verließ die Kneipe. "Er hat Geld. Er gibt es ihr aber nicht." So erläuterte die Frau den Umstand. Sie war immer noch außer Atem. Ich sah auf dem Tisch Skatkarten liegen. Ich schaute die Frauen an und dachte bei mir, das wären bestimmt Hexen. Da die Atmosphäre nicht sympathisch war, verließ ich die Szenerie auch rasch. Mir selbst die Karten legen zu lassen, traute ich mich nicht. Aber in der Tat wurden in der "guten, alten Zeit", in die ich hineingeboren wurde und hinauswuchs, Skatkarten für die Wahrsagerei benutzt. Die Szene vergaß ich nicht. Später, sehr viel später, bekam ich dann ein Buch einer Frau über die Kunst des Kartenlegens mit Skatkarten 1 in die Hand. Da die Frau in meiner Heimatstadt lebte und ich diese Szene in der Kneipe noch vor Augen hatte, las ich das Buch. Vielleicht war sie ja eine der "Hexen" von damals gewesen? Vielleicht lebt sich heute immer noch?
Also das Buch lehrte die ersten Schritte. Nicht nur das. Das Buch zeigt die vollständige Kunst des Wahrsagens mit Skatkarten. Es ist ein gutes Buch. Für mich waren es die ersten Schritte. Dann fertigte ich aus einem anderen Skatdeck Lenormandkarten. Das geht sehr gut. Nur mit einem Edding schrieb ich die Nummer und den Namen des Symbols auf jede Karte. Und so hatte ich auch ein Lenormanddeck. Das habe ich bis heute.
Jahre später starb meine Mutter, und ich suchte ihr Tarot in ihrem Nachlaß. Fand es aber nicht. So kaufte ich eines. In Erinnerung an sie. Ein Rider-Waite-Smith Tarotdeck. Ganz klassisch. Ich lernte die Tarotkarten, um noch einmal mit ihr, wo sie jetzt war, Karten zu legen. Tarotkarten sind etwas sehr romantisches. Im Grunde war das auch meine Geschichte. Unspektakulär.
Ich habe hier das Stichwort "Kismet - Vorsehung" stehen. Ich mache oft Stichwörter zu Themen und schreibe dann später Blogbeiträge. Ich denke, es ist "Kismet" sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. "Kismet" ist Vorsehung und "Arcanum" ist ein Geheimnis. Heute lege ich ab und an persönlichen Freunden Karten. In einer entspannten und optimistischen Atmosphäre. Es wird viel gelacht und genau in so einer Atmosphäre kann dann auch alles angesprochen werden. Ich denke Karten können alles in einem als Frage ansprechen. Unvermittelt. Und da passen sie auch in ein rationales Weltbild. Siehst Du die Welt um Dich zu rational? Entstehen daraus Probleme? Könnte eine andere Sicht die Welt um Dich entspannen? Die Karten sind Träger einer Weisheit, die älter als wir alle sind. Warum also das nicht einmal zur Kenntnis nehmen? Bevor die Menschen Bücher schrieben, schufen sie Wahrsage-Systeme. Mit einfachen Mitteln und Symbolen: IGing, Runen, Zahlen, Kaffeesatz. Alles geht.
Sprechen Dich solche Wahrsage-Systeme an, dann ist es heute einfacher denn je, sich mit ihnen vertraut zu machen. Ich vergleiche es gerne mit einer Reise in das bildhafte Unbewusste. Sich darauf einzulassen, etwas spezielles in dem Rufe des Rabens zuzulassen, der von den Bäumen abseits des Hauses krächzt. Es ist wie bei einem Künstler, der sein Leben als Wahrnehmung auf eine Leinwand malt. Schatten werden zu Buchstaben einer Schrift, die uns tief im Inneren berührt.
Natürlich sollte wir uns vor Aberglauben hüten. Gerade die Tarotkarten haben oft auch eine dunkle Aura. Da gibt es den Teufel, Tod. Auch der Turm wirkt verzweifelt düster. Der Gehängte? Komische magische Symbole? Gerade das Rider-Waite-Smith Tarotdeck ist voll damit. Es wurde ja auch von einem Okkultisten und Freimaurer ersonnen. Ist es wirklich spirituell förderlich, sich mit solchen Systemen zu befassen? Ein Aleister Crowley hatte sich sein ganz eigenes Tarotdeck erschaffen. Also sehr zweifelhafter Mensch. Ich erkannte, es kommt darauf an, etwas eigenes zu erschaffen. Gerade das Tarot wirkt oft düsterer, als es sein muß. Ist vielleicht auch ein Trend der Zeit. Aber es gibt sehr sehr viele Tarot Decks. Mittlerweile benutze ich bevorzugt das "Tarot in Wonderland" Deck. 2 Wunderschöne Motive aus "Alice im Wunderland" ohne abstrakte Zeichen. Du deutest einfach die Motive und wirst merken, dass sich die Art des Tarots erheblich von der Art des normalen Tarots unterscheidet.
Im Grunde gibt es zwei Arten des Tarotkarten-Lesens. Einmal "Fortune Telling", dann "Story Telling". Erstere will dir die Zukunft vorhersagen. Zweitere will vor allem eine Geschichte erzählen, die dich packt und etwas vermitteln will, was keiner vorher ahnte. Der Aha-Effekt. Es sind zwei unterschiedliche Konzepte von einmal düstere, mystische Symbole zu deuten mit einem Anspruch "die Karten würden niemals lügen". Also sich selber und andere damit unter Druck zu setzen. Vielleicht auch zu manipulieren. Zum anderen ein Konzept einfach Fragen zuzulassen. Sich der Welt zu öffnen. Sie aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das ist "Story Telling", also Geschichtenerzählen. Das andere ist "Fortune Telling", also Weisagungen und Wahrsagerei. Es geht hier um die Philosphie dahinter, warum sich jemand mit Kartenlegungen beschäftigt.
Wenn du bis hierhin gelesen hast, hast du dir einen Bonus verdient: Einen kostenlosen Tarot-Videokurs. Nicht von mir. Aber von einem Contentersteller 2, den ich sehr schätze und der mir das mit dem "Story Telling" sehr genau erklärt hat. Von ihm hab ich auch den Tip mit dem "Tarot in Wonderland" Deck bekommen. Der Kurs ist in Englisch. Du solltest aber nach ein paar Stunden gut mit den Karten umgehen können. Eine gesunde Basis bekommen. Wenn es Dir Spaß macht, dann kannst du dir dicke Bücher dazu suchen und tiefer in die Welt der Karten einsteigen. Ich denke, dass ist der schnellste und motivierenste Weg Tarotkartenlesen zu lernen.
Vor dem Tarot habe ich mich mit dem Lenormand beschäftigt. Das ist ein völlig anderes System. Es kommt ohne Mystik aus und gibt dir einen überschaubaren Satz von Alltagssymbolen: Blumen, Reiter, Klee, Hund und so weiter. Alle diese Symbole sprechen direkt zu dir. Denkst du dir, dass das vielleicht zu einfach sein sollte, lass dir sagem: "So ist es nicht". Denn jedes Symbol wird mit (mindestens) einem anderen Symbol kombiniert und es kommen so sehr viel mehr Kombibationen heraus als Tarotkarten gibt. Das Lenormand spricht in Wörtern oder Bildern, die Sätze bilden, zu dir. Daher ist es sehr direkt und bezieht sich auf den Alltag. Weniger mystisch, mehr praktisch. Das macht es faszinierend und ich benutze das Lenormand daher lieber und öfter als das Tarot. Gelernt habe ich Lenormand über das Internet. Ich habe zu allen Karten mir Notizen gemacht, etliche Tutorials mir angeschaut. Es ist wirklich mehr praktisch als mystisch und vielleicht deshalb gibt es auch weniger Standardbücher von besonderen Koryphähen zu diesem Thema? Aber wenn du suchst, findest du.
Eine besondere Tarot-Koryphähe möchte ich noch besprechen: Benebell Wen, eine Sino-Amerikanerin, die zu dem Thema Tarot 4 und IGing 5 umfangreiche Werke geschrieben hat, die als Standardbücher zu diesen Themen akzeptiert worden sind. Ihr drittes Werk über daoistische Magie und Talismane 6 habe ich selber noch nicht gelesen. Ich finde aber ihre Themen, die sie umfangreich zu besprechen weiß, allesamt sehr interessant. Empfehlenswert ist auch ihr YouTubekanal 7. Faszinierend finde ich ihre Art zu schreiben. Zur Zeit gibt es noch keine deutschen Übersetzungen ihrer Bücher. Aber verglichen mit anderen Tarot-Werken, die sehr einfaches Englisch bevorzugen, finde ich bei jedem Lesen ihrer Bücher etliche neue englische Wörter. Lesen lohnt sich so doppelt und es spiegelt auch den Anspruch wieder, mit dem sie sich ihrer Themen widmen möchte. Ihr Schaffen bildet eine schöne Brücke zwischen Abend- und Morgenland. Drache und Tiger tanzen harmonisch ihren kosmischen Tanz.
Ich hoffe, das war ein würdiger Artikel die Tarot-Reihe auf meinem Blog zu eröffnen. Allen Lesern bis hierhin vielen Dank. Updates und neue Artikel folgen. Achso: Antwort auf die Überschrift, "Tarot, Lenormand oder Skatblatt - welches System eignet sich am besten zur Wahrsagerei oder philosophischen Schwärmerei?" ist: es liegt an dir.
1 "Skatkarten legen und deuten" von Romana Hanczewski-Kuntz
2 Youtubekanal von TarotOracle: https://www.youtube.com/@TarotOracleOriginal
3 "Tarot in Wonderland" Tarotkartendeck von Barbara Moore
4 "Holistic Tarot" von Benebell Wen
5 "I Ching, the Oracle" von Benebell Wen
6 "The Tao of Craft" von Benebell Wen
7 Youtubekanal von Benebell Wen: https://www.youtube.com/@BenebellWen